Von der Telegraphie zur Wiege des Rundfunks

 

Dr. Hans Bredow

Unmittelbar nach der Übernahme der Funkstation durch die Deutsche Reichspost im Jahre 1919 wurde mit der Umrüstung der Sendeanlagen für die zivile Nutzung begonnen. Dr. Hans Bredow wurde Staatssekretär im Reichspostministerium und beförderte von hier aus die Entwicklung des Wirtschaftsfunkes. Dazu wurden im Senderhaus 1 Lichtbogensender modifiziert, neue Röhrensender aufgebaut und die Antennenanlage um zwei weitere 100-Meter-Masten ergänzt.

Im November 1919 hielt Staatssekretär Hans Bredow einen URANIA – Experimentalvortrag in Berlin, in dem er erstmals den Gedanken eines Rundfunks für jedermann der Öffentlichkeit vorstellte. Die technische Qualität lies noch sehr zu wünschen übrig, sodass die anwesende Presse die Tragweite dieser Vorführung nicht erkannte.

Im Frühjahr 1920 begannen im Senderhaus 1 Versuche zur Rundfunkübertragung mit Hilfe eines Lorenz – Lichtbogensenders. Dabei wurde die Übertragung von Sprache und Musik verbessert. Zur Anwendung kamen Kohlekörnermikrofone und die Pungs-Drossel zur Amplitudenmodulation.

Als Höhepunkt wurde am 22.Dezember 1920 erstmalig ein Weihnachtskonzert mit Instrumentalmusik ausgestrahlt. Zuschriften von privaten Zuhörern aus Luxemburg, Holland, England und den nordischen Staaten zeugten von der erfolgreichen Übertragung. Aus Deutschland kamen damals keine Reaktionen von Privathörern, da „Rundfunkhoeren“ bei Strafe verboten war.

Ausgehend von dieser Ausstrahlung wurden noch bis zum Jahre 1926 Sonntagskonzerte in Königs Wusterhausen produziert und gesendet, die weit über die Landesgrenzen hinaus Bedeutung hatten.

Wie Königs Wusterhausen zur Wiege des Rundfunks wurde

von welle370

Die weitere technische Entwicklung und die damit verbundene räumliche Ausbreitung brachte es mit sich, dass der auf dem Funkerberg zur Verfügung stehende Platz im Jahre 1926 nicht mehr ausreichte. Immerhin standen hier mittlerweile drei voll ausgerüstete Sendehäuser, der 1925 erbaute 243 Meter Mittelturm, zwölf weitere Masten von 100 bis 210 Meter Höhe inklusive diverser Antennenanlagen.

 

So kam es, dass zum Ende des Jahres 1926 mit dem Aufbau einer neuen Großfunkstation in unmittelbarer Nähe von Königs Wusterhausen, in Zeesen, begonnen wurde. Bereits im Dezember 1927 konnte eine der damals modernsten Großrundfunksendeanlagen im Langwellenbereich an diesem Standort in Betrieb genommen werden. Am 29.August 1929 wurde ebenfalls von Zeesen aus die erste offizielle deutsche Kurzwellen-Rundfunksendung mit Hilfe eines neu erbauten 8 Kilowatt Senders ausgestrahlt.

 

Bilder 1, 2, 3 Archiv Förderverein „Sender KW“ e.V.