Radio im Wandel der Zeit

Radio im Wandel der Zeit

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Radios.

Zum zweiten Mal veranstaltet die Volkshochschule des Landkreises Dahme-Spreewald in Zusammenarbeit mit dem Museum Funkerberg eine Veranstaltungsreihe zum Thema Radio. In sechs Veranstaltungen geben Zeitzeugen und Protagonisten des Funkerberges Einblicke in die Geschichte und zeigen die Gegenwart des schönsten Mediums der Welt.

Veranstaltungen zu Radio im Wandel der Zeit

Die Veranstaltungen finden im Haus der Volkshochschule in Königs Wusterhausen, Schulweg 1 b und auf dem Funkerberg der Rundfunkstadt statt.

Haben Sie Interesse? Zur Sicherung der Organisation bittet die Volkshochschule alle Interessierten um eine Anmeldung. Diese kann online oder in der Volkshochschule erfolgen.

Folgende Veranstaltungen sind geplant:

Schätze des Funkerbergs – Eine Zeitreise durch die Geschichte des Radios
Der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins KW e. V. und Kurator der musealen Sammlung Jörg Glase präsentiert sowohl ausgestellte als auch nicht ausgestellte Objekte des Funkerbergs und gibt einen Einblick in ihre Geschichte.

Donnerstag, 05.12.2024, 18:00 Uhr
Veranstaltungsort: Museum Funkerberg, Kultursaal, Eingang über die Rückseite des Senderhauses 1
Anmeldung: https://vhs-dahme-spreewald.de/programm/kurs/Schaetze_des_Funkerbergs_-_Eine_Zeitreise_durch_die_Geschichte_des_Radios/Y1B-302-1E

Wir waren Funker – Erinnerungen an einen vergangenen Beruf
Wolfgang Buddrus startete seine berufliche Laufbahn als Funkschüler, ehe er als Funker aktiv wurde. Später absolvierte er ein Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Rostock. Nach dem erfolgreichen Abschluss zog es ihn erneut zur Funkschule, diesmal jedoch in der Rolle eines Lehrers. Die Vielfalt seiner Erfahrungen und Perspektiven auf diesen Ort machen seine Erzählungen besonders fesselnd und bereichernd.

Montag, 16.12.2024 18:00 bis 19:30 Uhr
Veranstaltungsort: Haus der VHS Königs Wusterhausen
Anmeldung: https://vhs-dahme-spreewald.de/programm/gesellschaft/mensch-und-gesellschaft/kurs/Wir-waren-Funker-Erinnerungen-an-einen-vergangenen-Beruf/Y1B-300-1E

Weltweit unterwegs auf Kurz-, Mittel- und Langwelle
Radio hören bedeutet in die Welt hinein hören. Auch im 21. Jahrhundert kann man noch durch die Radiowellen surfen und fernen Stationen lauschen. Dazu kann man einen Weltempfänger benutzen – oder einen Empfänger im Netz verwenden.
Wir demonstrieren den Betrieb eines WebSDR und lauschen Sendern auf allen Kontinenten. Und wer noch einen Weltempfänger hat, kann diesen gerne mitbringen. Wir testen die Funktion und geben Tipps für den guten Empfang.

Donnerstag, 13.02.2025 18:00-19:30 Uhr
Veranstaltungsort: Haus der VHS Königs Wusterhausen
Anmeldung: https://vhs-dahme-spreewald.de/programm/gesellschaft/kurs/Weltweit+unterwegs+auf+Kurz–Mittel-+und+Langwelle/Z1B-304-1E

Radio hören im 21. Jahrhundert
UKW, Digitalradio, DAB, Internetradio – wer sieht da noch durch?
Wir klären auf, was die einzelnen Empfangsarten des Rundfunks bedeuten, und zeigen, welchen Rundfunksender man wo hören kann. In praktischen Versuchen wird die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Übertragungsarten demonstriert.
Die Teilnehmenden können auch eigene Empfänger mitbringen, um z. B. Bedienungsfragen und Funktion zu klären.

Donnertstag 13.03.2025 18:00-19:30 Uhr
Veranstaltungsort: Haus der VHS Königs Wusterhausen
Anmeldung: https://vhs-dahme-spreewald.de/programm/gesellschaft/kurs/Radio+hoeren+im+21.+Jahrhundert/Z1B-306-1E

Podcasts finden, Podcasts hören
Sind Podcasts das neue Radio? Es gibt einige tausend Podcasts, in denen täglich, wöchentlich, monatlich oder auch unregelmäßig die verschiedensten Themen besprochen werden. Wir klären auf, was ein Podcast ist, wie man „seinen“ Podcast findet und auf welchen Wegen das Zuhören möglich ist. Wer sein Smartphone mitbringt, kann schon vor Ort in die Welt der Podcasts eintauchen.

Donnerstag 10.04.2025 18:00-19:30 Uhr
Veranstaltungsort: Haus der VHS Königs Wusterhausen
Anmeldung: https://vhs-dahme-spreewald.de/programm/gesellschaft/kurs/Podcasts+finden-Podcasts+hoeren/Z1B-308-1E

Entdeckertour über den Funkerberg
Die Entdeckertour beschäftigt sich mit den Wahrzeichen der Rundfunkstadt Königs Wusterhausen und dessen Geschichte. Viele Fundamente zeugen heute noch vom Antennenwald in Königs Wusterhausen, wie z. B. die hausgroßen Fundamente des größten und berühmten Mittelturms, der mit seinen 243 Metern 1972 dem Sturmtief Quimburga zum Opfer fiel.

Sonntag 25.05.2025 14:00-16:00 Uhr
Treffpunkt: vor dem Museum Funkerberg, 15711 Königs Wusterhausen, Funkerberg 20, Senderhaus 1
Anmeldung: https://vhs-dahme-spreewald.de/programm/gesellschaft/kurs/Entdeckertour+ueber+den+Funkerberg/Z1B-310-1E

Für Rückfragen können Sie eine Email an den Förderverein „Sender Königs Wusterhausen“ unter verein@funkerberg.de senden.

Presseanfragen an:

Rainer Suckow
mobil:01717806599
email: verein@funkerberg.de

 

Der Dicke – ein Mittelturm für den Funkerberg

Der Mittelturm von Königs Wusterhausen

Das höchste freistehende Bauwerk Deutschlands (1925)

Am 22. Dezember 1920 wurde aus dem Senderhaus 1 auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen die erste deutsche Radiosendung ausgestrahlt. In den kommenden Jahren erlebte der Rundfunk eine rasante Entwicklung und neue Sendeanlagen wurden dringend benötigt. So wurde auf dem Funkerberg das Senderhaus 2 und eine gigantische Antennenanlage errichtet. Im Zentrum stand ein freistehender Antennenträger – der Mittelturm von Königs Wusterhausen.

Mittelturm Funkerberg (Modell)

Mit dem Bau des Senderhauses 2 im Jahr 1923 wurden auch entsprechende Antennenanlagen notwendig. So entstanden in den Jahren 1923 bis 1925 insgesamt sechs, jeweils 210 Meter hohe Stahlgittermaste als Antennenträger. In deren Mitte war ebenfalls ein Sendemast errichtet worden, der als Mittelpunkt der riesigen Flächenantennen dienen sollte. Schon während des Baus wurde klar, das dieser Mast den Belastungen nicht standhalten würde und so begann 1925 der Bau des Mittelturmes.

Die einmalige Konstruktion
Der von den Honnef-Werken in Dinglingen (Lahr) errichtete, etwa 700 Tonnen schwere, freistehende Turm aus Flussstahl erhielt einen dreieckigen Querschnitt. Von den in einem Abstand von 50 Meter stehenden Fußpunkten führten 3 seitliche Stützen zu einem Portal in etwa 30 Meter Höhe. Von hier aus verjüngte sich der Turm bis in die Höhe von 230 Meter. Alle 20 Meter wurden die Eckstiele durch waagerechte Zwischenstreben verbunden, die gleichzeitig auch als Wartungsbühnen dienten. Den oberen Abschluss bildet eine geschlossene Plattform mit einem Durchmesser von 10 Meter und einigen Metern Höhe, auf deren Dach der höchste Punkt des Mittelturmes mit den Beleuchtungsanlagen untergebracht war.

Das Zentrum des Mittelturmes bildete eine Röhre von 90cm Durchmesser, die einen Lastenaufzug und eine senkrechte Steigleiter enthielt. Um diese Röhre führte eine Wendeltreppe mit über 1300 Stufen bis an die Turmspitze. Von hier aus waren auch die Wartungsebenen erreichbar.

Für die Befestigung der Antennenanlagen war in 231 Meter Höhe ein Stahlring angebracht, von dem die einzelnen Antennen gehalten wurden. Um die Standfestigkeit zu garantieren wurde die Konstruktion so berechnet, dass die Windlast ein Vielfaches der Antennenlast betrug. Bei der Inbetriebnahme des Mittelturms im Jahr 1926 war dieser das höchste Bauwerk in Deutschland.

Mittelturm Portal
Mittelturm Funkerberg (Modell)
Mittelturm Funkerberg (Modell)

Geschichten um den Mittelturm
Ein Bauwerk aus Stahl wie der Mittelturm muss regelmäßig gewartet werden. Um über die Wendeltreppe bis in die oberste Plattform zugelangen, brauchten geübte Techniker etwa 45 Minuten. Die Mittagspause wurde dann dort oben verbracht – der Weg nach unten dauerte einfach viel zu lange.

In der Plattform auf 230 Meter Höhe sollte ursprünglich ein Kurzwellensender aufgebaut werden, der einen Antennenstab von 40 Meter Höhe auf der Turmspitze erhalten sollte. Dieser Aufbau wurde nie realisiert, weil der Versailler Vertrag eine derartige Nutzung verbot.

Der Aufzug in der Mittelröhre war ursprünglich auch für die Beförderung von Personen vorgesehen, wobei der Lastenkorb Platz für eine Person bot. Während der Bauarbeiten soll es allerdings einen Unfall gegeben haben, so das der Personenaufzug verboten wurde. Ob der Aufzug trotzdem von Technikern genutzt wurde, ist nicht überliefert.

Die obere Plattform war ein rundherum geschlossener Raum, der unter anderem die Aufzugsmaschine für den Lastenaufzug und die Winden für die Antennenseile enthielt. Es gab die Vermutung, das ein nicht geschlossenes Fenster bei dem Orkan 1972 Resonanzen in der Turmspitze erzeugte und die entstehenden Schwingungen den Mittelturm zum Einsturz brachten. Diese Theorie konnte durch Berechnungen nicht bestätigt werden.

Ein jähes Ende für den höchsten Antennenträger

Am 13. November 1972 tobte der Orkan „Quimburga“ über dem Funkerberg. Die mittlerweile 47 Jahre alte Konstruktion war der auftretenden Belastung jedoch nicht mehr gewachsen. Augenzeugen berichten, dass der Mittelturm um etwa 12:50 Uhr anfing zu schwingen, einige Meter zusammensackte und dann zeitlupenartig und sich drehend zur Seite fiel. Aufgrund des Orkans war ein Fallgeräusch nicht wahrzunehmen. Wie durch ein Wunder kam kein Mitarbeiter zu Schaden.
Durch den Sturz des Mittelturmes wurden alle befestigten Antennen sowie eine Stromversorgung am Senderhaus 3 unbrauchbar. Innerhalb weniger Stunden wurden die wichtigsten Sender wieder in Betrieb genommen.

Mittelturm liegend 1972

Als Ursache für den Fall des Mittelturmes konnte ermittelt werden, das der Stahl einer Querstrebe in etwa 30 Meter Höhe nicht mehr ausreichend flexibel war und unter der Belastung brach. Damit konnten die Kräfte in diesem Eckstiel nicht mehr abgeleitet werden und der Turm verlor sein Gleichgewicht. Durch den nun fehlenden Mittelturm mussten die Antennen am Senderhaus 2 umgebaut werden. In der Folge wurden die das Haus umgebenden 210 Meter Masten abgebaut und teilweise verkürzt an anderer Stelle weiter genutzt. Nur Mast 17 blieb erhalten und ist heute der älteste Antennenträger in Deutschland.

Mittelturm Funkerberg (Modell)

Mittelturm heute

Im Museum auf dem Funkerberg steht ein Modell, welches etwa 100 ha Funkerberggelände maßstabsgetreu abbildet. Auf diesem Modell sind 21 Masten und Türme zu sehen – und der Mittelturm zeigt anschaulich seine zentrale Rolle als Antennenträger.

Und auch im Stadtwappen der Rundfunkstadt Königs Wusterhausen nimmt der Mittelturm einen wichtigen Platz ein.

Mittelturm Funkerberg (Modell)

Förderverein „Sender KW“ e.V.
Funkerberg 20 Senderhaus 1
15711 Königs Wusterhausen

 

Alle Fotos: Archiv Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen

IEEE Meilenstein für den Funkerberg

Am 16. Juli 2016 wurde das Weihnachtskonzert vom 22. Dezember 1920 als IEEE Meilenstein der Technikgeschichte geehrt.

Alles begann im Jahr 2011 mit der Idee aus dem Förderverein, sich mit dem Weihnachtskonzert vom 22. Dezember 1920 um die Anerkennung als IEEE Meilenstein der Technikgeschichte zu bewerben. Fünf Jahre später war es dann soweit – am 16. Juli 2016 trafen sich auf Einladung des Förderverein „Sender Königs Wusterhausen“ e.V. und des Bürgermeisters der Stadt Königs Wusterhausen, Dr. Lutz Franzke, etwa 100 geladene Gäste im Maschinensaal des Senderhauses 1, um an der offiziellen Enthüllung des Meilensteines teilzunehmen.

 

Die Festveranstaltung eröffnete Rainer Suckow, Vorsitzender des Fördervereins „Sender Königs Wusterhausen“ e.V., indem er besondere Gäste mit kleinen Geschichten begrüßte.

Anschließend überbrachte Kulturstaatssekretär Martin Gorholt die Grüße der Landesregierung und des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dr. Dietmar Woidke.

In seiner Rede bedankte sich Martin Gorholt für den Ehrenamtlichen Einsatz, der auf dem Funkerberg erbracht wird und der die Ehrung als Meilenstein erst möglich gemacht hat. Er würdigte die Unterstützung durch die Stadt Königs Wusterhausen und verwies auf die internationale Anerkennung, die der Funkerberg als Wiege des Rundfunks in Deutschland erhält. Und er schlug den Bogen von den Leistungen aus der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft.
Zitat:

„Experimentieren, neue Wege ausprobieren und mitunter auch unbequeme Schritte wagen, das sind die Vorraussetzungen die eine Gesellschaft braucht, um sich weiterzuentwickeln. … Der Funkerberg ist dafür ein beeindruckendes Beispiel. Der Blick zurück (in die Technikgeschichte, Anm. der Red.) kann durchaus auch den Forscherwillen und aktuellen Fähigkeiten mobilisieren im mutigen Ideenwettbewerb, in exzellenter Wissenschaft um neue, nachhaltige Produkte und Verfahren. Auch unter diesem Gesichtspunkt freue ich mich, dass wir heute auf dem Funkerberg einen Meilenstein der Technikgeschichte setzen können.“

Prof. Dr. Wolfgang Mathis vom Institut für Theoretische Elektrotechnik Hannover hielt einen kurzweiligen Fachvortrag über die Arbeit von Heinrich Hertz und seine Entdeckung der elektromagnetischen Wellen. Er sprach über die Rahmenbedingungen, unter denen die Versuche von Heinrich Hertz stattfanden und verwies auf einen entscheidenden Grundsatz der Arbeit von Heinrich Hertz:

„Vielfach wird deren Geschichte (der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen, Anm. d. Red.) so dargestellt, als wäre es mit Maxwells Vorhersage von elektromagnetischen Wellen zu einem Paradigmenwechsel im Sinne von Thomas S. Kuhn gekommen und die Physiker hätten danach versucht, diese Wellen experimentell nachzuweisen. Wir werden an die Suche nach den Gravitationswellen erinnert, deren Ausgangspunkt Einsteins Arbeiten vor genau 100 Jahren waren. Das ist keineswegs so. Tatsächlich wurde Maxwells Theorie bis zu den Hertzschen Versuchen nur von wenigen beachtet und selbst danach wurde sie nur zögerlich angenommen. …. Die Vorläufer von Hertz waren vor allem deshalb nicht erfolgreich, weil sie mit der Theorie Maxwells nicht vertraut waren, was die allgemeine Erkenntnis stützt, dass ein Experiment ohne vorherige Theorie problematisch ist. Hertz erkannte jedoch die Ergebnisse seiner Vorläufer immer an und hat sie gewürdigt. .. Obwohl es letztlich eines Zufalls bei Arbeiten in seinem Labor bedurfte, um den Weg zur Entdeckung der elektromagnetischen Wellen zu finden, blieben diese Fragestellungen seit seinen Arbeiten an der Helmholtzschen Preisaufgabe in seiner Gedankenwelt verhaftet. So blieb er solange aufmerksam, bis sich ein erstes Indiz für die Wellen zeigte.“

Über die Geschichte des Weihnachtskonzertes vom 22. Dezember 1920 und seine politische und gesellschaftliche Einordnung sprach Katharina Gerlach. Sie ist die Enkelin des langjährigen Stationsleiters von Königs Wusterhausen, Johannes Gerlach. In einer stimmungsvollen Rede beschrieb sie die besonderen Bedingungen, unter den die erste Radiosendung Deutschlands entstand.

Zitat:
„Wie bei einer „echten“ Geburt ist es mit der einen Stunde – der Geburtsstunde – natürlich nicht getan. Viel Arbeit und Mühe ist es vorher, viel Arbeit und Mühe ist es danach. „

„Und so kam es zum legendären Weihnachtskonzert 1920. Das muss für alle Beteiligten in Königs Wusterhausen ein wahrhaft spannender Tag gewesen sein, denn das Ziel war, Sendetechnik und Empfangsmöglichkeiten in einem „Feldversuch“ zu testen. Die Techniker hatten ja schon Erfahrung mit der Sendetechnik bei der Übertragung des Wirtschaftsfunks. … Aber nun ging es darum, Klangqualität und Reichweite von Sprache und Musik herauszufinden. Das war deswegen so spannend, weil es, zumindest in Europa, noch nichts Vergleichbares gab. Und so kam es in Königs Wusterhausen zu einem vorher nie dagewesenen Ereignis: der Live-Übertragung von Musik, das auch angekündigt wurde – also Musik und Wort.“

Und auch einige persönliche Worte zu Johannes Gerlach und seinem Wirken auf dem Funkerberg fehlten nicht.
Zitat:

„ Er und Dr. Bredow spielten regelmäßig zusammen Karten. (möglicherweise war das Karten spielen ja ähnlich wie das Golfspielen von heute – ein Türöffner?) wie auch immer, die beiden verstanden sich auch politisch ganz gut. Als Johannes Gerlach eine Strafversetzung drohte, so erzählt man in meiner Familie, schickte der Ministerialdirektor ihn nach Königs Wusterhausen – was alles andere als eine Degradierung war. Die Familie wohnte in der Villa auf dem Funkerberg, und mein Großvater unterstützte die Beamten und spielte bei den Konzerten mit, die bis 1926 Tradition wurden. Dafür wurde regelmäßig das Klavier ausgeliehen, das Cello, die Decken wanderten in der Anfangszeit immer vom Haus zum Senderaum, und meine Großmutter, eine Belgierin aus Brügge, sagte: so ein Konzert muss doch bewusst beendet werden – mit der Nationalhymne! DAS wurde dann ja auch eine schöne Tradition. „

Zur musikalischen Unterhaltung spielte „HotTwoTrio“ aus Königs Wusterhausen feinsten Swing.

Frank Schulz, Technikvorstand der Media Broadcast, zeigte sich beeindruckt von den technischen Anlagen, die im Sender- und Funktechnikmuseum zu sehen sind.

Er verwies auf die besondere Bedeutung des Funkerberges als Ursprung der Firmengeschichte der Media Broadcast und die Verbundenheit bis heute.

Zitat:
„Heute stehen wir an der Wiege des Rundfunks in Deutschland. Wer hätte damals erahnen können, wie sich der Rundfunk entwickelt, wie er Wirtschaft und Gesellschaft prägen wird, und das in einem derartigen Tempo. In nur wenigen Generationen wurde die Technik weiterentwickelt, es kamen Radio und TV, Farbfernsehen, die Übertragungswege wurden weiterentwickelt. Heute stehen wir hier und ehren die Terrestrik und wissen, es gibt neue Technologien – Satellit, Kabel und Internet, und all diese Technologien gehen auch auf diesen Standort zurück. Nicht jede Technologie kann von sich behaupten, ein solch hohes Innovationspotenzial vorzuweisen.“

Zitat:
„MEDIA BROADCAST blickt mit diesem Jubiläum, das wir heute feiern, ebenfalls auf rund 100 Jahre Rundfunkerfahrung zurück. Damit bildet unser Unternehmen die Brücke zwischen Historie und Moderne. Noch immer betreiben wir am Sendestandort Nauen, der nur wenige Kilometer von hier entfernt liegt und bereits 1906 errichtet wurde, Kurzwellensender für die weltweite Radioverbreitung. Zugleich treiben wir die Zukunft der terrestrischen Signalübertragung voran. Nehmen Sie als Beispiel Digitalradio. Media Broadcast hat 2011 die nationale Verbreitung im DAB+ Standard gestartet. Sie können Radio heute digital empfangen. Dieses Digitale Radio bietet besserem Empfang, bessere Qualität, neue Dienste, mehr Programme, und all dies auf einer Frequenz. Deutschlandweit!“

Für das EMC Chapter Germany der IEEE sprach Prof. Dr. Heyno Garbe.
Er stellte das IEEE Meilensteinprogramm vor und begann mit einem interessanten historischen Vergleich:

Zitat:
„Die Straßenbauer des Römischen Reiches stellten Steinobeliske entlang der Straßen auf, um Orientierungspunkte zu haben. Hauptziel war es, den Reisenden Orientierung und Führung zu geben. Der Meilenstein zeigte ihnen den richtigen Weg und die zurückgelegte oder verbleibende Strecke. Auch nach dem römischen Reich wurde diese Praxis Jahrhunderte lang gepflegt. … Seit der Einführung der satellitengestützten Navigation wurden diese Meilensteine überflüssig – die Meilensteine verschwanden jedoch nicht vollständig. Wir finden sie auch heute noch an Straßenrändern und wichtigen Orten. Sie erinnern an historische Verbindungen vergangener Zeiten oder wichtige Orte – wie beispielsweise Königs Wusterhausen.“

Die Bedeutung der IEEE Meilensteine beschrieb Prof. Dr. Heyno Garbe so:

Zitat
“IEEE Meilensteine würdigen technische Neuerungen und Leistungen zum Nutzen der Menschheit, die man in einmaligen Produkten, Dienstleitungen, Veröffentlichungen oder Patenten findet. Im übertragenen Sinne markieren die IEEE Meilensteine den Weg, den die Menschheit in der technischen Entwicklung zurückgelegt hat. Darüber hinaus erinnern sie uns an Schlüsseltechnologien, die zu unserem heute gewohnten Standard geführt haben.“

 

 

Die Enthüllung des IEEE Meilensteines Funkerberg leitete der President und CEO der IEEE, Dr. Barry L. Shoop aus (Ort, Bundesland) ein.

In seinen Grußworten bedankte er sich ausdrücklich für die Zeit, die Energie, und die Sachkenntnis, die von den Mitgliedern des Fördervereins und allen Unterstützern bei der Vorbereitung des IEEE Meilensteines Funkerberg erbracht wurde. Er würdigte den Funkerberg als Meilenstein der Technikgeschichte und als Meilenstein der modernen Kommunikation. Er beschrieb die beeindruckende Reihe der Meilensteine der Technikgeschichte in der ganzen Welt, in die sich der Meilenstein auf dem Funkerberg an dem heutigen Tag einreiht.

Zitat:
„Die Arbeit hier in Königs-Wusterhausen war in der Tat ein Fortschritt der Technologie in Deutschland, und zwar technologischer Fortschritt von einer Bedeutung, die an sich die heutige IEEE Meilenstein-Eröffnung bereits angemessen erscheinen ließe. Was jedoch die IEEE Meilensteine macht, ist, dass die Technologien, die wir würdigen, den einzelnen Menschen, der Gesellschaft und der Menschheit als Ganzem zum Vorteil gereichen müssen. … Der Meilenstein, dessen wir heute gedenken, hat der deutschen Regierung gezeigt, was in diesem neuen Medium möglich ist. Kurze Zeit später fasste der öffentliche Rundfunk Wurzeln in Deutschland. Am wichtigsten jedoch ist, dass diese neuen Rundfunksendungen das öffentliche Interesse an Radio als Medium entfachten, das erlaubte, Nachrichten zu empfangen, Musik zu genießen, unterhalten und gebildet zu werden.“

Anschließend verlas Dr. Barry L. Shoop den Text des Meilensteines:

v.r. Prof. Dr. Heyno Garbe, Dr. Barry L. Shoop, Rainer Suckow 

Zum Abschluss der Festveranstaltung Meilenstein Funkerberg gab es noch ein ganz besonderes Dankeschön. Zu Ehren des Meilensteines Funkerberg hat der Förderverein „Sender Königs Wusterhausen“ e.V. eine Medaille anfertigen lassen. Eine Seite der Medaille zeigt das Senderhaus 1 und ehrt die Wiege des Rundfunks, die andere Seite würdigt den IEEE Meilenstein der Technikgeschichte.

20 dieser Medaillen wurden in Kupfer geprägt und im Rahmen der Festveranstaltung für besondere Verdienste für den Funkerberg verliehen. Um alle Interessenten des Funkerberges die Möglichkeit der Teilhabe zu geben, kann eine Zinn Variante der Meilensteinmedaille an der Museumskasse erworben werden.

Bilder 1, 2, 3,4 5, 6, 7, 9  CCBY Marco Frenzel | Rundfunkstadt
Bild 8 Archiv Förderverein „Sender KW“ e.V.

Der Funkerberg im Wandel der Zeit

Der Funkerberg im Wandel der Zeit (1930 bis 1990)

 

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 veränderte sich auch der bis dahin politisch fast völlig neutrale deutsche Rundfunk. Die neuen Machthaber erkannten sehr schnell die propagandistischen Möglichkeiten des modernen Rundfunks und forcierten seine Entwicklung dementsprechend.

Durch die starke Verbreitung der sogenannten Volksempfänger war es mittlerweile fast überall möglich, Rundfunk zu hören. Im Zuge der Entwicklung und im Hinblick auf die bevorstehende Olympiade 1936 wurde vor allem der Sendestandort Zeesen stark erweitert. Es kamen die Sendehäuser 5 und 6 hinzu, in denen jeweils vier Kurzwellensender mit einer Sendeleistung von 40-Kilowatt-Träger-Leistung aufgebaut wurden, welche bis zum Jahr 1945 in Betrieb blieben.
In den letzten Kriegsjahren wurde noch das Haus 7 gebaut. Dieses beherbergte eine Netzersatzanlage mit zwei 2100 Ps starken Dieselmotoren, die Generatoren mit einer Leistung von 1100 Kilowatt bei 6 Kilovolt antrieben.

Die Sendeanlagen auf dem Funkerberg und auf dem Gelände in Zeesen überstanden den 2.Weltkrieg fast völlig unversehrt und wurden unmittelbar nach Kriegsende von den sowjetischen Truppen besetzt. Nachdem sie sich von der Funktionstüchtigkeit der Anlagen überzeugt hatten, wurden große Teile der Sendeanlagen auf dem Funkerberg sowie alle sendetechnischen Anlagen des Bereiches Zeesen im Rahmen von Reparationsleistungen abgebaut. Die Sendehäuser in Zeesen wurden gesprengt.

Im Senderhaus 1 auf dem Funkerberg wurden bereits im Juni 1945 20-Kilowatt-Kurzwellen-Sender für militärische Zwecke in Betrieb genommen. Ein weiterer Kurzwellensender diente ab November 1945 zur Abstrahlung des Programms des „Berliner Rundfunks“, welcher ab Dezember 1945 auch von einem im Haus 3 aufgebauten Langwellensender abgestrahlt wurde. Ebenfalls im Haus 3 wurde im August 1946 ein 100-Kilowatt-Langwellensender in Betrieb genomme. Dieser diente bis 1992 als sogenannter Wartungssender für den Langwellensender in Zehlendorf bei Oranienburg, der das Programm „Deutschlandradio“ abstrahlte.

Betrachtet man die geschichtliche Entwicklung auf dem Funkerberg nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, so darf die Geschichte des legendären Senders 21 nicht unberücksichtigt bleiben.

Dieser 100-Kilowatt-Mittelwellensender wurde in den Jahren 1932/33 in Berlin-Tegel errichtet. Im Jahr 1948 mußte der Sender in einer sehr kurzfristigen Aktion nach Königs Wusterhausen umgesetzt werden und wurde hier am 20. März 1949 in Betrieb genommen. Dieser aufgrund seiner offenen Bauweise sehr imposannte und anschauliche Sender war noch bis 1989 im durchgehenden Sendebetrieb und steht noch heute in seiner ursprünglichen Form im Haus 2 auf dem Funkerberg

Die deutsche Einheit brachte auch für den Sendestandort Königs Wusterhausen einschneidende Veränderungen. Der reguläre Sendebetrieb auf dem Funkerberg wurde nach und nach verringert und im Sommer 1995 endgültig eingestellt.

Bilder 1, 2, 3 Archiv Förderverein „Sender KW“ e.V.

Die Sendestelle Königs Wusterhausen

Von der Telegraphie zur Wiege des Rundfunks

 

Dr. Hans Bredow

Unmittelbar nach der Übernahme der Funkstation durch die Deutsche Reichspost im Jahre 1919 wurde mit der Umrüstung der Sendeanlagen für die zivile Nutzung begonnen. Dr. Hans Bredow wurde Staatssekretär im Reichspostministerium und beförderte von hier aus die Entwicklung des Wirtschaftsfunkes. Dazu wurden im Senderhaus 1 Lichtbogensender modifiziert, neue Röhrensender aufgebaut und die Antennenanlage um zwei weitere 100-Meter-Masten ergänzt.

Im November 1919 hielt Staatssekretär Hans Bredow einen URANIA – Experimentalvortrag in Berlin, in dem er erstmals den Gedanken eines Rundfunks für jedermann der Öffentlichkeit vorstellte. Die technische Qualität lies noch sehr zu wünschen übrig, sodass die anwesende Presse die Tragweite dieser Vorführung nicht erkannte.

Im Frühjahr 1920 begannen im Senderhaus 1 Versuche zur Rundfunkübertragung mit Hilfe eines Lorenz – Lichtbogensenders. Dabei wurde die Übertragung von Sprache und Musik verbessert. Zur Anwendung kamen Kohlekörnermikrofone und die Pungs-Drossel zur Amplitudenmodulation.

Als Höhepunkt wurde am 22.Dezember 1920 erstmalig ein Weihnachtskonzert mit Instrumentalmusik ausgestrahlt. Zuschriften von privaten Zuhörern aus Luxemburg, Holland, England und den nordischen Staaten zeugten von der erfolgreichen Übertragung. Aus Deutschland kamen damals keine Reaktionen von Privathörern, da „Rundfunkhoeren“ bei Strafe verboten war.

Ausgehend von dieser Ausstrahlung wurden noch bis zum Jahre 1926 Sonntagskonzerte in Königs Wusterhausen produziert und gesendet, die weit über die Landesgrenzen hinaus Bedeutung hatten.

Wie Königs Wusterhausen zur Wiege des Rundfunks wurde

von welle370

Die weitere technische Entwicklung und die damit verbundene räumliche Ausbreitung brachte es mit sich, dass der auf dem Funkerberg zur Verfügung stehende Platz im Jahre 1926 nicht mehr ausreichte. Immerhin standen hier mittlerweile drei voll ausgerüstete Sendehäuser, der 1925 erbaute 243 Meter Mittelturm, zwölf weitere Masten von 100 bis 210 Meter Höhe inklusive diverser Antennenanlagen.

 

So kam es, dass zum Ende des Jahres 1926 mit dem Aufbau einer neuen Großfunkstation in unmittelbarer Nähe von Königs Wusterhausen, in Zeesen, begonnen wurde. Bereits im Dezember 1927 konnte eine der damals modernsten Großrundfunksendeanlagen im Langwellenbereich an diesem Standort in Betrieb genommen werden. Am 29.August 1929 wurde ebenfalls von Zeesen aus die erste offizielle deutsche Kurzwellen-Rundfunksendung mit Hilfe eines neu erbauten 8 Kilowatt Senders ausgestrahlt.

 

Bilder 1, 2, 3 Archiv Förderverein „Sender KW“ e.V.

Wie es begann – der Funkerberg bis 1918

Wie alles begann – die Geschichte des Funkerberges bis 1918

 

Bereits im Jahre 1911 wurden auf dem damaligen Windmühlenberg von Königs Wusterhausen durch ein Luftschiffer- und Telegraphenbatallion funktechnische Versuche durchgeführt. Dazu benutzte man „ortsveränderliche“ Lichtbogensender, deren Antennen mit Ballonen und Drachen in die Höhe gehoben wurden. Aufgrund der äußerst erfolgreichen Versuche wurde beschlossen, an diesem Platz eine feste Militärfunkstation zu errichten.

Die 1913 begonnenen Aufbauarbeiten gerieten zwar zum Anfang des 1.Weltkrieges ins Stocken, führten aber letztendlich zur Inbetriebnahme der ersten Funkstation am 15.06.1915. Die Staion erhielt den Rufnamen ‚LP‘, der vom ersten Stationsführer, Major von Lepel, abgeleitet wurde.
Mit Hilfe der hier installierten Lichtbogensender wurden vorrangig Heeresberichte übertragen, aber auch der Telegrammverkehr ins Ausland konnte auf diesem Wege erfolgen – alles auf der Grundlage des Morsealphabetes.

Senderhaus 1  ca. 1922 Funkerberg

Im April 1917 wurden unter Beteiligung des Physikers Alexander Meißner und des Ingenieurs Hans Bredow an der Westfront (im Raum Rethel, Frankreich) Versuche zur Übertragung von Sprache und Musik durchgeführt. Leider konnten diese Versuche nicht fortgesetzt werden , da durch die Vorgesetzten befohlen wurde, „diesen Unfug zu unterbinden“. Nach Beendigung des ersten Weltkrieges übernahm die Deutsche Reichspost die ehemalige Militärfunkstation.

Bilder 1, 2, 3 Archiv Förderverein „Sender KW“ e.V.