100 Jahre Rundfunk
Königs Wusterhausen als Wiege des Rundfunks
Am 22. Dezember 1920 ereignete sich in Königs Wusterhausen Bemerkenswertes. In monatelangen Versuchen hatten Techniker der Reichspost im Senderhaus 1 mit einem selbstgebauten Lichtbogensender experimentiert, um damit Sprache und Musik zu übertragen. An diesem Mittwoch war es dann soweit – um zwei Uhr Nachmittags ging der Sender in Betrieb.
„Hallo Hallo, hier Königs Wusterhausen auf Welle 2700“ – so lauteten die ersten Worte der ersten Rundfunksendung aus Deutschland.
In einer kleinen Ansprache wurde der Station die „Großjährigkeit“ erklärt und den Hörern ein „kleines, bescheidenes Weihnachtskonzert“ angekündigt. Anschließend wurde live Musik und vom Grammophon gespielt. Zum Abschluss wünschten die Sendepioniere ein frohes Weihnachtsfest.
Diese Sendung vom Funkerberg in Königs Wusterhausen gilt als Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland. Dem Weihnachtskonzert voraus gegangen waren monatelange Versuche. Dabei mussten zahlreiche Probleme gelöst werden.
Die Postbeamten auf dem Funkerberg um Ingenieur Erich Schwartzkopf und Mechaniker Walter Mehle verbreiteten im Jahr 1920 vor allem Wirtschafts- und Börsennachrichten in telegrafischer Form – es wurden Töne in morseähnlicher Art übertragen. Die Sendepausen aber nutzten sie für Versuche, um Sprache und Musik zu übertragen.
Als Sender kam dabei ein Poulsen-Lichtbogensender zum Einsatz, der mit einer Pungsdrossel moduliert wurde. Als Mikrofon dienten anfänglich Sprechkapseln von Telefonen, die in aufwändigen Versuchen für die Tonübertragung modifiziert wurden. So gelang es, die live gesprochenen und gespielten Inhalte für damalige Verhältnisse in sehr guter Qualität zu übertragen.
Um Musik vom Gramofon zu übertragen, wurde die Sprechkapsel anfänglich in den Trichter des Grammofons gehalten – die Qualität jedoch war schlecht. Walter Mehle nahm sich des Problems an und montierte in Versuchen den Schallwandler an den Arm des Grammofons. Nun wurden die mechanischen Schwingungen der Musik direkt in elektrische Ströme umgewandelt und die Qualität war nun so gut, das diese von original gespielter Musik nicht mehr zu unterscheiden war.
Die Versuche aus Königs Wusterhausen blieben nicht unbemerkt. Zwar war das Abhören der elektrischen Wellen in Deutschland verboten, aus dem Ausland jedoch kamen zahlreiche Empfangsberichte. Bereits im März 1920 kamen Empfangsberichte aus Moskau, welche die gute Sprachverständlichkeit hervorhoben. Und auch aus Schweden kamen Rückmeldungen, welche die gute Qualität der Telefonie bestätigten.
Das Weihnachtskonzert am 22. Dezember 1920 hatte zahlreiche Hörer. Aus England kam ein Bericht, das die Sprache so klar zu hören sei, als wenn der Sprecher im Nebenraum säße. In Skandinavien hat die Musik direkt Weihnachtsstimmung verbreitet. Nur die Zaungäste aus Deutschland haben sich nicht zurückgemeldet.
Eine Priese Funkgeschichte - Die Wiege des Rundfunk
Im Jahr 2016 erhielt das Weihnachtskonzert vom 22. Dezember 1920 seine internationale Würdigung – die IEEE erklärte das Ereignis zum „Internationalen Meilenstein der Technikgeschichte“.
Einhundert Jahre später ereignete sich auf dem Funkerberg wieder Bemerkenswertes. Ein Jahr lang wurde „100 Jahre Rundfunk“ gefeiert. Im Sender- und Funktechnikmuseum wurden 100 Jahre Rundfunk erlebbar. Der museumseigene Sender welle370 demonstrierte monatlich Mittelwellenrundfunk. Und in jeden Monat war eine besondere Veranstaltung geplant. Die im März 2020 beginnende Pandemie verhinderte jedoch viele der Veranstaltungen. Einige fanden aber statt.
100 Jahre Rundfunk ist ein Projekt zur Würdigung der Rundfunkstadt Königs Wusterhausen als Wiege des Rundfunks in Deutschland. In Kooperation mit Vereinen und ehrenamtlichen Initiativen organisiert der Förderverein „Sender Königs Wusterhausen“ e. V. zahlreiche Veranstaltungen.
100 Jahre Rundfunk wird unterstützt von:
Am 24. September 2020 eröffnete die Ausstellung zu 100 Jahren Hörfunk im Museum für Kommunikation Berlin. Sie blickte auf und hinter das Empfangsgerät, präsentierte Macherinnen und Macher, Orte der Radiogeschichte und Inhalte, welchen die Menschen seit 1920 lauschen. Sie dokumentierte ein demokratisches Medium, welches Brüche und Störungen er- und überlebt hat. Auch die Besucherinnen und Besucher sollten aktiv werden: Was bedeutet Radio für sie?
Diese Ausstellung wurde anschließend auch im Museum für Kommunikation Frankfurt gezeigt.
100 Jahre Radio in den Medien
Das Rundfunkjubiläum „100 Jahre Rundfunk“ haben zahlreiche Medien aufgegriffen, die hier exemplarisch aufgeführt werden.
Leider sind viele Beiträge in den öffentlich-rechtlichen Medien mittlerweile nicht mehr verfügbar 🙂
Die Influencer von vor hundert Jahren | ab Minute 11:00
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/erste-radiouebertragung-1920-die-influencer-von-vor-hundert-jahren
Förderverein „Sender KW“ e.V.
Funkerberg 20 Senderhaus 1
15711 Königs Wusterhausen
Alle Fotos: Archiv Museum Funkerberg